Forschung
Die Universität Bern verfügt über die erste und bisher einzige Schweizer Tierschutz-Professur für Forschung und Lehre zum Schutz des Wohlergehens und zur artgerechten Haltung von Nutz-, Labor- und Heimtieren.
Erste Schweizer Professur für Tierschutz
Die Abteilung Tierschutz am Department of Clinical Research and Veterinary Public Health (DCR-VPH) der Vetsuisse-Fakultät Bern forscht und unterrichtet in den Bereichen Tierschutz, angewandte Verhaltensforschung und Tierhaltung. Ziel der Abteilung ist es, objektive wissenschaftliche Erkenntnisse zu relevanten Fragen des Tierschutzes zu erarbeiten und zu verbreiten und damit die Gesundheit und das Wohlbefinden von Tieren in menschlicher Obhut zu beurteilen und zu verbessern. Schwerpunkte der Forschung betreffen die tiergerechte Haltung von Geflügel und Kaninchen (ZTHZ), die Umsetzung der 3R (replace, reduce, refine) im Rahmen von Tierversuchen sowie Verhalten und Emotionen bei Haushunden.
Die Tierschutz-Forschung an der Universität Bern trägt damit zu einer tiergerechteren und nachhaltigeren Tierproduktion, zu wissenschaftlich aussagekräftigeren und ethisch verantwortungsvolleren Tierversuchen und zu einer besseren Mensch-Tier-Beziehung bei.
Aussagekräftigere Forschung mit weniger Tieren
Die Abteilung Tierschutz erforscht und fördert Ansätze und Methoden für ethisch verantwortungsvolle, wissenschaftlich aussagekräftige und reproduzierbare Forschung. Dies beinhaltet unter anderem Ansätze, um mit verbessertem Studiendesign und optimierter biostatistischer Planung mit weniger Tieren aussagekräftigere Ergebnisse zu erzielen. So war das Team massgeblich daran beteiligt, einen Paradigmenwechsel anzuregen, um durch gezielte Variation der Versuchspopulation – zum Beispiel durch Verwendung mehrerer Zuchtlinien, beider Geschlechter oder verschiedener Haltungsbedingungen – die Aussagekraft und Reproduzierbarkeit von Tierversuchen zu verbessern.
Die Forschungen zur Abteilung Tierschutz zum Wohlergehen von Versuchstieren und zur Aussagekraft von Tierversuchen haben Eingang gefunden in die gesetzlichen Mindestanforderungen für die Haltung von Versuchstieren und die behördlichen Anforderungen für die Bewilligung von Tierversuchen.
Förderung ethisch verantwortungsvoller Forschung
Neben seinen Aufgaben in Forschung und Lehre setzt sich Hanno Würbel in zahlreichen Gremien für ethisch verantwortungsvolle, qualitative hochstehende und wissenschaftlich aussagekräftige Forschung ein. So leitet er zum Beispiel die Kommission für Tierversuchsethik (KTVE) der Schweizerischen Akademien der Wissenschaften, ist Mitglied im Exekutivrat des 3R Kompetenzzentrums Schweiz (3RCC) sowie Gründungsmitglied des Swiss Reproducibility Networks (SwissRN). Zudem war er Mitautor der US-amerikanischen Leitlinien zum Schutz von Versuchstieren und der aktuellen ARRIVE-Richtlinien für eine transparente und reproduzierbare Darstellung von Tierversuchen in wissenschaftlichen Publikationen.
Tiergerechte Haltung von landwirtschaftlichen Nutztieren
Die Abteilung Tierschutz betreibt am Aviforum in Zollikofen gemeinsam mit dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) das Zentrum für tiergerechte Haltung von Geflügel und Kaninchen (ZTHZ). Am ZTHZ befassen sich die Berner Tierschutzforschenden mit allen Aspekten der tiergerechten Haltung und der Verbesserung des Wohlbefindens von Tieren in der gewerblichen Geflügel- und Kaninchenproduktion. Die Forschungsergebnisse dienen zugleich als Grundlagen für die Bewilligung von neuen Haltungssystemen und Stalleinrichtungen im Rahmen der Tierschutzgesetzgebung sowie zur Information und Beratung von Halterinnen und Haltern von Geflügel und Kaninchen.
Forschung zur Mensch-Tier-Beziehung von Haushunden
Als dritten Schwerpunkt betreibt die Abteilung Tierschutz die HundeUniBern zur Erforschung von Verhalten und Emotionen bei Hunden. Dies umfasst zum einen grundlegende Studien zum Ausdrucksverhalten von Hunden, zum anderen sehr angewandte Studien zur Entwicklung von wirksamen Massnahmen gegen die Angst von Hunden vor Feuerwerk oder in der Kleintierpraxis. Damit liefern die Forschenden wichtige Grundlagen zur Förderung einer guten Mensch-Tier-Beziehung bei Haushunden.