Aus- und Weiterbildung
Genau wie in der Forschung werden auch in der Aus- und Weiterbildung so weit wie möglich Alternativmethoden zu Tierversuchen eingesetzt. Das Training mit lebenden Tieren soll Studierende und Fachleute in die Lage versetzen, mit Tieren vorsichtig und professionell umzugehen.
Tierfreie Methoden
Dozierende verwenden tierfreie Methoden wie audiovisuelles Material, anatomische Schaubilder, 3D-Modelle oder Dummys, Berechnungsmethoden, Simulationen, Atlanten und Bilder, um lebende Tiere in der Ausbildung zu ersetzen. So nutzen Veterinärmedizinstudierende zunächst Anschauungsmaterial und üben dann mit Grosstiersimulatoren, künstlichem Material wie Silikon-Kaninchenohren oder künstlicher Haut und konservierten Kadaverpräparaten.
Die Vetsuisse-Fakultät in Bern betreibt ein Skills Lab, wo Studierende ihre Fähigkeiten an Pferdemodellen oder haptischen Kühen üben, bevor sie mit lebenden Tieren arbeiten. Für mikrochirurgische Übungen und Gewebeprobenentnahmen wird zunächst an Material aus Schlachthöfen oder gespendeten Kadavern geübt, aber auch an eingeschläferten Tieren, die aus anderen Experimenten stammen. In den frühen Phasen der Ausbildung verwenden Studierende zum Beispiel auch Würmer oder menschliches Plazentagewebe für Nahtübungen.
Training mit Tieren
Mäuse machen den grössten Anteil der in der Lehre an der Universität Bern eingesetzten Tiere aus, gefolgt von Nutztieren, und schliesslich anderen Tieren wie Fischen, Reptilien, Vögeln, Amphibien und Haustieren. In der Weiterbildung für Tierexperimentatoren und in allgemeinen Biologiekursen werden vor allem Mäuse und andere Nager verwendet, während in der Veterinärmedizin auch Nutz- und Heimtiere zu Trainings- und Ausbildungszwecken eingesetzt werden. Die Experimente werden in der Regel als wenig belastend für die Tiere eingestuft. Es ist wichtig, dass zukünftige Forscherinnen und Tierärzte über Körperfunktionen und Verhaltensweisen der Tiere Bescheid wissen und im Umgang mit ihnen geschult werden, bevor sie Experimente durchführen. Zudem erlernen sie in diesen Kursen die neuesten Methoden, um die Tiere während der Versuche und in der Tierhaltung im Sinne des 3R-Prinzips möglichst wenig zu belasten. Zu diesen sogenannten Verfeinerungsmethoden gehören Verbesserungen der Haltungsbedingungen sowie konkrete Techniken, zum Beispiel wie man Mäuse aus dem Käfig nehmen kann, ohne sie am Schwanz zu packen, oder wie man Medikamente verabreicht, ohne eine Ratte dazu zu zwingen. Das Training mit lebenden Tieren soll Studierende und Fachleute in die Lage versetzen, mit Tieren vorsichtig und professionell umzugehen. Tierschutzbeauftragte und Personen, die Versuche an Tieren durchführen oder Versuchstiere betreuen, sind verpflichtet, sich jedes Jahr zu Themen der Tierhaltung und zum Umgang mit Tieren weiterzubilden, damit ihre Kenntnisse immer auf dem aktuellsten Stand sind.